Kalkmagerrasen Käsberg
Fotos: ©Edith Lingelbach↑
Zur Entstehung und Geschichte
Noch um das Jahr 1000 stand auf den heutigen Kalkmagerrasen ein sogenannter Kalk-Buchenwald, der durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den steigenden Holzbedarf im Mittelalter gerodet wurde. Von da an bis nach dem 2. Weltkrieg wurden Kalkmagerrasen als Schaf- und Ziegenhutungen genutzt. Durch diese jahrhundertelange Offenhaltung der Flächen wuchsen hier insbesondere licht- und wärme-
bedürftige, Trockenheit ertragende und weidefeste Pflanzen mit einer
entsprechenden Tierwelt. Mit der Einstellung der Beweidung konnten sich konkurrenzschwächere Arten, wie Orchideen, zunächst gut entwickeln. Aufgrund der fehlenden Nutzung wurden diese im Laufe der Jahre jedoch durch die Ver-
filzung der Pflanzendecke und die sich ausbreitenden Gebüsche
(Schlehe, Hartriegel, Weißdorn) stark unterdrückt.
Pflegemaßnahmen
Ohne eine Nutzung würde sich aus dem Kalkmagerrasen über das Gebüschstadium wieder der früher vorhandene Kalk-Buchenwald entwickeln. Durch die Pflege, in Form der Nutzung, dieser Flächen wird eine kulturhistorische Landschaftsform unserer kleinbäuerlichen Landschaft erhalten. Ab 1987 wurden die Flächen zunächst entbuscht, danach folgten eine Beweidung mit Ziegen, Heidschnucken und Schafen sowie eine jährliche Mahd.
Blütenpracht
Die Blütenpracht der Kalkmagerrasen beginnt meist im April mit der Wiesenschlüsselblume. In der zweiten Maihälfte bis Mitte Juni ist der Blühhöhepunkt der Magerrasen. Zu dieser Zeit blühen die meisten Orchideenarten (Dreizähniges Knabenkraut, Fliegenragwurz, Großes Zweiblatt, Geflecktes Knabenkraut, Grünliche Waldhyazinthe, Mücken-Händelwurz).
Im Spätsommer und Herbst kommt nach dem blütenärmeren Hoch-
sommer ein neuer Höhepunkt mit der Blüte der Silber- und Golddisteln,
Flockenblumen, Skabiosen und Enzianen. Viele Pflanzen stehen unter Naturschutz und dürfen nicht gepflückt oder ausgegraben werden.
Tierwelt
Besonders auffällig sind im Sommer die vielen Insekten und Schmetterlinge, die sich auf den Blüten niederlassen und Nektar saugen. Auch die Schmetterlingsraupen brauchen ganz bestimmte Futterpflanzen, ohne die sie sich nicht entwickeln können. Eine Besonderheit ist der Thymian-Ameisenbläuling, dessen Entwicklung an das Vorhandensein
einer Ameisenart gebunden ist. Schnecken, Reptilien und Kleinsäuger
sind ebenfalls von der Artenzusammensetzung und dem Zustand der
Magerrasen abhängig. In den Gebüschen brütet eine große Zahl von
freibrütenden Singvögeln (u. a. der bestandsbedrohte Neuntöter).
Text: Edith Lingelbach, Braunhausen
FOTOS; ©E.Lingelbach